Neues von: Lena Stoehrfaktor / Ansage + Interview

Lena Stoehrfaktor (Link), macht besten Rap, ist aktuell im Interview bei Make Capitalism History auf Soundcloud zu hören.

Auf ihrer Facebook-Seite schrieb sie am 17.03.2013 Folgendes dazu:

„Ich habe vor drei Tagen ein Interview zur Radiosendung „Make Capitalism History“ gegeben. Dort wurde ich gebeten, „nichts über diese Zeckenrapsache“ zu sagen, weil die MacherInnen der Sendung diesen Konflikt aus der Sendung heraushalten möchten. Das habe ich auch nicht gemacht, weil ich sowieso lieber über meine Musik spreche und ich ohne Überleitung oder wenn das Thema nicht zur Sprache kommt, dazu auch nichts sage, außer wenn ich privat mit Freunden spreche oder wenn ich es in meiner Musik verarbeite. Ich habe dann nochmal darüber nachgedacht, wie es zustande kommt, dass ich überhaupt darum gebeten wurde und das als Anlass genommen, mich mal generell zu der Sache zu äußern und meine Meinung darüber zu sagen.

Also: Ich habe Probleme mit einigen Leuten die in der Politrapszene unterwegs sind und ich werde seit Jahren darauf angesprochen. Ich schwanke dabei zwischen sauer sein, genervt sein, und komplett abgetörnt sein. Fast überall wo ich bin, werde ich gefragt, warum Sookee oder Kobito oder Beat 2.0 und ich uns nicht mögen, warum es Konflikte gibt usw. Dazu kommen Informationen über was wer gesagt oder gemacht hat, über die ich mich dann aufrege. Am Anfang habe ich versucht das auszublenden und zu verdrängen, wie es halt so ist, wenn man Probleme mit Leuten hat und diesen Leuten dann aus dem Weg gehen möchte. Das Problem ist, dass das nicht klappt, wenn ich ständig mit diesen Leuten konfrontiert werde. Die Politrapszene ist relativ überschaubar und deshalb müsste ich wahrscheinlich aufhören zu rappen, um alledem aus dem Weg zu gehen. Das will ich aber nicht. Das Gerede kommt bei mir an und ich rede dann mit und erzähle meine Version und so verselbstständigt sich alles. Je mehr dieses Thema dann privat präsent ist, desto mehr spiegelt es sich in meiner Musik wider, denn ich kann nicht so tun, als würde es mich nicht beschäftigen. Je mehr dieses Thema dann in der Musik auftaucht, desto mehr fragen natürlich auch die Leute, was es damit auf sich hat und so bleibt es allgegenwärtig präsent. Es ist aber sowieso allgegenwärtig präsent, auch ohne musikalische Kritik, da das Gerede drumherum trotzdem stattfindet . Ich verstehe auch, dass die Leute neugierig sind und wissen wollen was los ist.

Die Konflikte mit oben genannten Leuten basieren auf persönlichen und politischen Gründen. Der Konflikt mit Sookee und mir wird, wie ich wahrgenommen habe, am krassesten beleuchtet und das fand ich schon immer unfeministisch, denn ich habe das Gefühl, dass das zu einem großen Teil auch deshalb passiert weil wir beide Frauen sind, ich glaube er ist auch teilweise dadurch entstanden. Das nervt mich, weil ich so in eine komische Frauen -Vergleich Schublade geworfen werde, auf die ich keinen Bock habe und auch nie Bock hatte. Ich sehe es als mein gutes Recht an, Konflikte mit Leuten zu haben, sie zu kritisieren und kritisiert zu werden. Solange diese Kritik auf einem gewissen Niveau gehalten wird, das heißt für mich, wenn sie ohne Diskriminierungen ist, politisch ausgerichtet sowie argumentativ gestützt ist, bedeutet das für mich links sein. Das war schon immer meine Herangehensweise.
Ich werde von der anderen Seite genauso kritisiert und ich muss damit genauso umgehen. Es gab in der Vergangenheit in diesem Zusammenhang viele Dinge, die hintenrum gelaufen sind, die dann natürlich nur vereinzelte Leute mitbekommen haben und die sich daraufhin ihrerseits Realitäten zusammengereimt haben, wahrscheinlich je nachdem, mit wem sie gesprochen haben und wem sie Bock hatten, etwas zu glauben, also sehr willkürlich.
Ich sehe auch ein großes Harmoniebedürfnis bei Leuten, die es gerne sehen würden, dass sich alle gut verstehen und Hand in Hand gehen. Dazu kann ich nur sagen, dass ich dieses Harmoniebedürfnis auch habe, für mich aber Kritik dazugehört und dass wenn beides zusammen nicht möglich ist, ich akzeptieren muss, dass die Harmonie darunter leidet.
Ich schreibe dieses Statement auch um darauf hinzuweisen, dass dieser Konflikt eine lange Geschichte hat mit vielen Darstellern, Schauplätzen, Gerüchten und Geschichten und dass ich oder Tapete und ich, mit unserer E.P., uns nicht hingesetzt haben und uns überlegt haben, zu welchen Menschen wir denn heute mal gemein sein könnten. Das sind alles Reaktionen auf Vorgeschichten und Kritik an der unterschiedlichen Herangehensweise an politische Musik und das können Leute auch trotzdem blöd finden. Ist voll ok. Ich finde diese Kritik und diese musikalischen Auseinandersetzungen sehr wichtig. Das ist auch ein Grund warum ich politische Musik mache.“